Ein GUTSCH Swissness und Nachhaltigkeit für den Kaffeegenuss.

Interview mit Mäthu Bühler, Co-Geschäftsführer bei der Genossenschaft GUTSCH. Die Bio-Hafermilch aus der Schweiz.

Gutsch – Der Schweizer Bio-Haferdrink

Hallo Mäthu, danke nimmst du dir heute die Zeit, um uns etwas mehr über euer Produkt und die Genossenschaft zu erzählen.

Die Genossenschaft GUTSCH hat eine Schweizer Bio-Hafermilch entwickelt. Was hat euch dazu bewogen und warum braucht es aus eurer Sicht ein Schweizer Produkt, wenn es doch Oatly & Co gibt?

Genau deswegen, eine Schweizer Bio-Alternative zu Oatly! Die Idee kam uns bereits vor dem Oatly-Gate-Skandal, wurde aber damals aus Zeitmangel vertagt. Als mich Philipp Schallberger (langjähriger Freund und ebenfalls Co-Geschäftsführer von Gutsch) eines Tages wieder anrief, haben wir beschlossen, dass die Zeit dazu reif war. Das Bedürfnis nach einem Schweizer Bio-Produkt, das mit Kaffee harmoniert und schäumbar ist, war unseres Erachtens nun gross genug, um das Projekt GUTSCH zu lancieren.

Wer steckt eigentlich hinter der Genossenschaft GUTSCH und warum gerade diese Rechtsform?

Die Rechtsform war von Beginn an ein elementares Thema. Eine AG und GmbH kamen nach ersten Abklärungen nicht in Frage. Wir wollten kein gewinnorientiertes Unternehmen mit grossem Eigenkapital erschaffen, darum entschieden wir uns für die Genossenschaft. Ziel war es von Anfang an als Community etwas zu erreichen. Solidarität als Gemeinschaft. 100% genossenschaftlich finanziert, mit einem Produkt, dass sich selbst trägt.

Welche Pläne oder Vision habt ihr eigentlich mit der GUTSCH Genossenschaft?

Seit dem Launch wurden wir überrannt. Die Inbox wurde mit Anfragen aus der ganzen Schweiz geflutet. Wir waren etwas überrascht und gleichzeitig war es für uns die Erkenntnis, dass wir zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Produkt parat sind.

Unsere wohl grösste Vision ist es den Schweizer Hafermarkt umzukrempeln. Derzeit haben wir eine Bio-Haferknappheit in der Schweiz, das Angebot reicht nicht, um die nationale Nachfrage zu befriedigen. Zudem wollen wir 100% Traceability (Rückverfolgbarkeitssystem, von wo kommt unser Hafer). Oder anders gesagt «Wir brauchen Hafer!» (lacht).

Wir möchten den Bauer:innen für ihren Hafer in Zukunft 10% mehr zahlen als der übliche Marktpreis. So wollen wir einen Anreiz für den Anbau schaffen. Adrian Stucki, selbst ein Biohafer-Bauer, hilft uns die Seite des Produzenten besser zu verstehen und steht uns beratend zur Seite. Die Frage, welche sich Bauern oft stellen ist, ob der Hafer auch abgenommen wird, wenn dieser nicht A-Klasse (Speisehafer), sondern nur Futterhafer-Qualität entspricht. Aber wenn wir einen Skaleneffekt erreichen und eine eigene Supply Chain / Versorgungskette einrichten wollen, dann müssen wir die Bauern ins Boot holen! Das Ganze auch unter dem Fokus einer regenerativen Landwirtschaft. Doch die Bauern müssen im Zentrum sein!

Eine weitere Vision ist die 100% Preistransparenz, die für Alle online einsehbar ist! Wissen von wo die Rohstoffe sind und wie sich der Preis zusammensetzt, das ist das Ziel und unsere Vision.

Mathias Bühler, Co-Geschäftsführer bei GUTSCH

Wie seid ihr bei der Entwicklung von GUTSCH vorgegangen? Welchen Stellenwert hatte dabei die Nachhaltigkeit und was muss man bei einem solchen Projekt beachten?

Das Projekt starteten wir damals mit Anrufen bei Biofarm und Soyana. Auch wenn wir anfangs etwas belächelt wurden, waren unsere heutigen Partner offen für Neues. Recht schnell war klar, dass der Hauptrohstoff, Schweizer Biohafer, verfügbar ist und wir einen Produzenten im Rücken haben. Mit der Steiner Mühle in Zollbrück hatten wir somit auch einen Partner für die Aufbereitung des Rohstoffs. Die Laborversuche bei Soyana gelangen mit der eigenen Rezeptur auf Anhieb. Wir profitierten stark von den Vorleistungen und der Unterstützung unserer Partner. So hat uns z.B. Soyana eine deutlich verlängerte Zahlungsfrist für die ersten Produktionen gewährt. Auch hatten wir mit der Adrianos B&C AG und der Kaffeemacher:innen GmbH solide Unternehmen als Sicherheit im Rücken. Alles in allem benötigten wir vom Startschuss bis zur 1. Rezeptur rund 8 Monate. Mittlerweile sind wir aber bereits bei Rezeptur Nummer 3 und es wird wohl noch weitere geben, bis wir vollends zufrieden sind.

Die Nachhaltigkeit ist bereits in unserer DNA, es ist wie selbstverständlich. So hat es sich auch ergeben, dass unsere Haferbauern aus dem Emmental kommen, die Getreidemühle in Zollbrück und die Ölmühle in Zell liegen. Das sind rund 2 Std. Transportweg! Und auch unsere Rechtsform hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun. Zusammen bestimmen, gemeinsam etwas bewegen.

GUTSCH-Transportweg vom Rohstoff bis zur Verarbeitung und Verpackung.

In letzter Zeit hört man viel über Rohstoffknappheit, unter anderem auch im Lebensmittelbereich. Wie sichert ihr bei GUTSCH die Verfügbarkeit?

Das ist ein Riesenthema! Wir haben uns bei der Steiner Mühle von Beginn weg so gut als möglich abgesichert. Doch die Nachfrage war so gross, dass wir die reservierte Menge in einem halben Jahr bereits verbraucht haben werden! Das sind knapp 40 Tonnen Rohhafer, was am Schluss 20 Tonnen gedarrter Hafer sind. Zusätzlich ist das Angebot von Schweizer-Biohafer und Bio-Sonnenblumenöl dieses Jahr durch die schlechte Ernte ebenfalls eingeschränkt. Deshalb auch unsere Anstrengungen das Schweizer Biohafer-Angebot zu vergrössern und die Bauern für uns zu gewinnen. Nur so sehen wir langfristig die Möglichkeit GUTSCH verfügbar zu halten.

Auch die weltweite Verknappung von Papier und Karton macht uns hinsichtlich Verpackung zu schaffen. Hier ist es jedoch etwas schwieriger aktiv Einfluss zu nehmen.

Biohafer in der Schweiz ist rar! Bild: Kai Wenzel

Welche Zielgruppe habt ihr mit GUTSCH im Fokus? Und wo kann man GUTSCH zu welchem Preis kaufen?

GUTSCH wurde konzipiert, um zusammen mit Kaffee genossen zu werden.

Unser Fokus liegt auf allen Betrieben welche Kaffeegetränke ausschenken (u.a. Gastro, Kaffeeröstereien). Den Detailhandel haben wir statutarisch bewusst ausgeschlossen. Wenn man Genossenschafter:in werden möchte, muss man GUTSCH ausschenken. GUTSCH ist nur für Genossenschafter:innen erhältlich und auch nur dort erwerbbar (= Zusatzverkauf über die Gasse).

Unser Ziel war es von Anfang an, mit dem Einkaufspreis der grossen Multikonzernen mitzuhalten. Der von Oatly z.B. liegt bei rund CHF 2.60, was dem EP von GUTSCH für Genossenschafter:innen entspricht. Der Verkaufspreis war uns von Anfang an ganz wichtig. Wie oben bereits erwähnt, wollen wir in Zukunft eine 100% Preistransparenz, die für Alle online einsehbar ist.

Und zurzeit bauen wir mit Planzer eine eigene Lieferkette auf, von der ganzen Palette bis zur Konfektionierung von 1 Liter per Postversand, alles aus einer Hand (Bahntransport über Nacht, digitale Auftragsübermittlung und Sammelaufträge in die HUB’s).

Rentiert sich dieses Unterfangen für euch auch monetär, oder ist dies eher ein Herzensprojekt?

Für Philipp und mich ist es finanziell überhaupt nicht interessant, sondern ein Herzensprojekt. Aber wir konnten im Rahmen des Projekts bereits jemanden anstellen! Die Bruttomarge liegt bei rund 13%, ist also nur bedingt spannend. Aber die Genossenschaft ermöglicht dieses Projekt, u.a. auch durch diese Rechtsform. Es gibt zum Glück genügend Unterstützer, um einen Mehrwert zu generieren. Die ersten 7000 Liter waren z.B. verkauft, bevor diese überhaupt produziert waren. Unsere Vernetzung in der Schweizer Kaffeeszene hat da enorm geholfen. Ausserdem sind Genossenschaftsanteile 5 Jahre an GUTSCH gebunden, auch wenn jemand austritt.

Und als letzte Frage, trinkst du als Kaffeeliebhaber deinen Cappuccino neu mit GUTSCH? Wenn ja, wie schmeckt der Unterschied zum Kafi mit Kuhmilch? Wenn nein, warum nicht?

Klassisch 😉 Am liebsten trinke ich meinen Cappuccino immer noch mit Kuhmilch. Probiere aber regelmässig alle Milchalternativen auf dem Markt aus, um zu testen, wo wir mit GUTSCH stehen. Und wir sind bereits mit neuen Ideen für weitere Produkte am Liebäugeln, seid gespannt.

GUTSCH ist für den Genuss mit Kaffee gemacht. Bild: Robbie Down

Vielen herzlichen Dank Mäthu für die Zeit und die Insights zu GUTSCH.

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